Ulrich Müther

  • Born 21.7.1934 Binz (Rügen), Province of Pomerania (German Reich) | Germany
  • Died 21.8.2007 Binz (Rügen), Deutschland

  • Married to Astrid von Zydowitz
  • Son Christian Müther

  • Professions Engineer, Entrepreneur

Ulrich Müther wurde am 21. Juli 1934 in Binz auf der Insel Rügen als ältester von zwei Söhnen geboren. Sein Vater, Architekt Willy Müther, verstarb 1947, sodass seine Mutter Elisabeth das elterliche Baugeschäft alleine und später mit ihrem zweiten Mann, dem Baumeister August Keller, weiterführte. Im Februar 1953 war der Betrieb im Rahmen der Aktion Rose kurzzeitig enteignet worden; die Familie erhielt ihn nach dem Volksaufstand am 17. Juni 1953 unter Auflagen zurück.
Nach dem Volksschulabschluss entschied sich Ulrich Müther für eine Lehre als Zimmermann, um sich so als Sohn selbstständiger Eltern in der DDR den Zugang zum Studium zu ermöglichen. 1951 begann er dann mit 17 Jahren an der Ingenieurschule für Bauwesen Neustrelitz (1951–54) zu studieren. Im Abschlussjahr nahm er seine erste Anstellung (1954–58) im Entwurfsbüro für Industriebau, das dem Ministerium für Aufbau der DDR unterstand, in Berlin auf. 1956 entschied er sich für ein Fernstudium im Fach Bauingenieurwesen an der Technischen Universität Dresden (1956–63), wo sein Fokus am Lehrstuhl von Professor Reinhold Rabich auf Schalenkonstruktionen aus Beton lag. Seine Diplom- und Abschlussarbeit verfasste er über eine doppelt gekrümmte Hyparschalenkonstruktion in Spritzbeton. Noch im selben Jahr wurde diese als Überdachung für den Mehrzwecksaal des Ferienheims Haus der Stahlwerker in Binz realisiert. Als Bauingenieur war Müther von den Möglichkeiten fasziniert, die der Schalenbau bietet: In Binz sammelte er mit Experimenten in kleinem Maßstab empirische Daten für weitere Projekte. Dabei waren die Arbeiten des spanischen Architekten Félix Candela (1910–1997) besondere Inspiration.
Während des Studiums lernte Ulrich Müther auch Herrmann Rühle kennen. Durch dessen Kontakte konnte Müther 1966 zum Treffen der IASS (International Association for Shell and Spatial Structures) nach Leningrad sowie zur Bauausstellung nach Budapest reisen, wo er auf weitere renommierte Schalenbauer wie Jörg Schlaich (1934–2021), Stefan Polónyi (1930–2021) oder Heinz Isler (1926–2009) traf. Im selben Jahr wurde sowohl der Grundstein für eine Halle der Ostseemesse in Rostock-Schutow als auch für seinen weiteren Erfolg gelegt. Erich Kaufmann (1932–2004), der die Messehalle mitverantwortete, war einer der Architekten des Wohnungsbaukombinats Rostock und berücksichtigte Müthers Schalenkonstruktionen bei diversen Projekten in Rostock und Umgebung.
Bereits 1958 übernahm Ulrich Müther die technische Leitung des elterlichen Betriebs. 1960 erfolgte zunächst die Umwandlung in eine Produktionsgenossenschaft des Handwerks mit der Bezeichnung PGH Bau Binz und 1972 dann die Verstaatlichung zum volkseigenen Betrieb VEB Spezialbeton Rügen. Durch die Ausrichtung auf Spezialbetonarbeiten nahm der Betrieb eine in der DDR nahezu konkurrenzlose Stellung außerhalb der Baukombinate ein. Müther war kein Parteimitglied, aber seine Bauten als innovative Vorzeigeobjekte im In- und Ausland willkommen. Als PGH-Leiter und später VEB-Direktor führte Müther mit bis zu 100 Beschäftigten seine Betonschalen aus: Seit Beginn der 1960er-Jahre entstanden in drei Jahrzehnten über 70 Schalenbauten. Wegweisende Konstruktionen wie Gaststätten, Pavillons, Sporthallen und Kirchengebäude in seiner Heimatregion, der übrigen DDR sowie international. So projektierte er in Zusammenarbeit mit Carl Zeiss Jena Planetarien in Kuwait, Tripolis und Helsinki sowie eine Radrennbahn in Havanna.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands erfolgte 1990 die Rückübertragung des Familienbetriebs an Ulrich Müther sowie dessen Umbenennung in Müther GmbH Spezialbetonbau. Er setzte seine Arbeit bis 1999 fort und engagierte sich in dieser Zeit auch als Präsident des Bauindustrieverbandes Mecklenburg-Vorpommern.
Mit der Jahrtausendwende fanden Müthers Bauten wieder mehr Beachtung; vor allem durch den Abriss des Ahornblatts im August 2000 in Berlin. Im selben Jahr begann Müther seine Projekte zu ordnen und alle verfügbaren Archivalien zusammenzustellen. Seit 2006 wird der umfangreiche Nachlass aus Originalplänen, Schriften, Modellen und Fotos als Müther-Archiv von der Hochschule Wismar betreut.
Ulrich Müther verstarb am 21. August 2007 in seiner Geburtsstadt Binz auf Rügen. [AHo, 2021]

  1. Literature:
  2. · Rahel Lämmler, Michael Wagner (2009): Ulrich Müther Schalenbauten in Mecklenburg-Vorpommern, 2. Aufl., Zürich: Verlag Niggli.
    · Verein Müther-Archiv: www.muether-archiv.org
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